IGEL – das stachelige manchmal hustende Gartenvieh oder eine sinnvolle Ergänzung und Unterstützung Ihrer Lebensweise?


IGeL: „Über Geld mag ich nicht reden!“
Über Geld habe er in über 25 Praxisjahren mit seinen Patienten nie gesprochen, versichert Dr. Klaus Ottmann, Vizepräsident der Landesärztekammer Bayern, bei der Diskussion über individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL). Die zeigte, welch teilweise emotionale Barriere bei den Ärzten besteht, den Patienten zu sagen, dass sie selbst für die Leistung zahlen müssen. Bei der „GOUDA-Gruppe“, launiges Kürzel für Gynäkologen, Orthopäden, Urologen, Dermatologen und Augenärzten, ist IGeLn längst etabliert. Andere Arztgruppen erbringen sehr viel seltener IGeL. Und das, obwohl KVen und Ärztekammern Ärzte und Patienten in Broschüren motivieren und aufklären, betonte Dr. Gabriel Schmidt, stellvertretender Vorsitzender der KV Bayern.

Die Bevölkerung sei – was IGeL angehe – weiter als die Ärzte, unkte Stephan Turk von der KV Thüringen. Zudem sei sie auch bereit, für die Leistungen zu bezahlen. Der Super-GAU sei dann der Arzt, der seinen Patienten erkläre, die GKV bezahle die Leistung jetzt nicht mehr. Dies sei schlicht und einfach falsch: Von der Knochendichtemessung mal abgesehen, sei der GKV-Leistungskatalog kaum bereinigt worden. Das Problem sei vielmehr, dass manche Ärzte IGeL als GKV-Leistung abrechnen, obwohl sie gar keine GKV-Leistung sind.

Aus Sicht der Niedergelassenen ergänzte Helmut Walbert, Würzburg, es irritiere die Patienten, wenn eine identische Leistung in gegenüberliegenden Praxen mal als IGeL und mal als GKV-Leistung definiert werde. Während jüngere Ärzte eher ohne Berührungsängste mit dem Thema IGeL umgingen, müsse man schon länger niedergelassene Ärzte mehr zum IGeLn motivieren, pflichtete Michael Geltz, Praxisberater der KV Bayern aus Augsburg, bei.

Und IGeL rechnet sich. Ein entsprechender Umsatz von 60 Euro pro Tag mache am Jahresende immerhin rund 12.000 Euro zusätzlich, betonte Dr. Bernhard Kleinken von der PVS Rhein-Ruhr. Überhaupt werde im deutschen IGeLMarkt jährlich bereits eine Milliarde Euro umgesetzt. Jeder Niedergelassene, so rät er, solle für sich deshalb prüfen, welche IGeL er sinvoll erbringen kann. Dabei komme es aber darauf an, dass der Arzt glaubhaft hinter der Leistung stehe. Vor allem aber dürfe man nicht vergessen, dass nur aus einer guten GKV-Praxis auch eine gute Privatpraxis entstehen könne. Eine Sicht, die Dr. Wolfgang Goldmann, München, auf den Punkt brachte: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.“ Andererseits wird ein kluger Arzt auch nur solche IGeL erbringen, die er seinem Patienten auch glaubwürdig vermitteln kann.

Tipp
So IGeLn Sie korrekt!

■ Für jede IGeL muss der Patient nach einer Aufklärung über Nutzen und Kosten seine schriftliche Zustimmung geben.
■ Da es sich bei IGeL um medizinisch nicht zwingend erforderliche Leistungen handelt, stellt die Rechtsprechung höhere Anforderung an die Aufklärung zu den Risiken.
■ Da bei den üblichen Vorsorgeuntersuchungen das Labor unterrepräsentiert ist, sind diese ein guter Einstieg ins IGeLBusiness.

Hinterlasse einen Kommentar